Um die bisherige Qualität der Zentralmatura maßgeblich aufzuwerten und optimale Kompetenzen künftiger Maturant:innen zu gewährleisten, sollen die Operatoren für die Bearbeitung der Aufgaben der Deutsch-Zentralmatura verbessert werden; Experte:innen sehen gravierende Mängel in der Konzeptualisierung.

Am gestrigen Nachmittag um 13:45 Uhr wurde auf der Website des österreichischen Bildungsministeriums eine Pressemeldung veröffentlicht, der zufolge aktuell daran gearbeitet werde, die Operatoren für die diesjährige Deutsch-Zentralmatura zu optimieren.
Konkret sollen die bestehenden Operatoren adaptiert und für die Produktion standardisierter Maturatexte optimiert werden, um eine bessere Ergebnisvergleichbarkeit und klarere Orientierungs- und Gliederungspunkte für die Maturant:innen zu gewährleisten.
Erste Vorschläge für OPOPs (Optimierte Operatoren) wurden bereits auf Seite sechsundsiebzig besagter Pressemittelung präsentiert; so sollen etwa die in die Kategorie ‚Reproduktion‘ fallenden Operatoren ‚1.1. Benennen‘, ‚1.2. Beschreiben‘ und ‚1.3. Widergeben‘ künftig unter dem Operator ‚1.OP.1. Schwadronieren über‘ zusammengefasst werden. Ebenfalls ersetzt werden sollen die Operatoren ‚3.3. Beurteilen‘, ‚3.4. Bewerten‘ und ‚3.5. Kritisieren/Kritisch hinterfragen‘ (Kategorie ‚Reflexion und Problemlösung‘), an deren Stelle der neue Operator ‚3.OP.1. Lamentieren/Sich echauffieren über‘ treten wird.
„Die optimierten Operatoren werden die Leistungen der Maturierenden im Fach Deutsch zweifelsohne verbessern und darüber hinaus die nationale Vergleichbarkeit erheblich erleichtern“, so ein Vorstand des österreichischen Bildungsministeriums. Man arbeite derzeit intensiv an der Überarbeitung der bestehenden Operatoren und berate ausführlich darüber, ob eine Substitution der Operatoren ‚3.5. Deuten/ Interpretieren‘ und ‚3.6. Diskutieren/Erörtern/Sich auseinandersetzen mit‘ durch den neuen Operator ‚3.OP.2. Sich ergötzen an‘ sinnvoll sein könnte. Selbstverständlich stehe man dabei in permanentem Austausch mit Expert:innen.
Ein auf Seite achtundneunzig der veröffentlichten Pressemitteilung abgedrucktes Beispiel einer Matura-Aufgabe mit optimierten Operatoren lautet wie folgt:
Im Rahmen der schriftlichen Matura aus Deutsch sollen Sie nachweisen, dass Sie fähig sind, lyrische Texte zu bearbeiten. Lesen Sie die Gedichte ‚Das Mailied‘ von Johann Wolfgang von Goethe und ‚Alles ist eitel‘ von Martin Gryphius und beachten Sie dabei folgende Aufgaben:
- Ergötzen Sie sich am syntaktischen Aufbau sowie an den stilistischen Mitteln der beiden Gedichte.
- Schwadronieren Sie über deren metrische Gliederung.
- Echauffieren Sie sich über die Darstellung der Lebenswelt der beiden Autoren in ihren jeweiligen Werken.
Die Institute für Linguistik und Germanistik der Universität Wien äußerten sich negativ zu der geplanten Operatorenoptimierungsreform, kritisierten das Verwirrungspotential der neuen Operatoren, die Einführung der Deutsch-Matura-Operatoren überhaupt und die faktisch nicht vorhandene Beratung mit tatsächlich qualifizierten Personen im Allgemeinen. Wissenschaftliche Fachbegriffe, so die Expert:innen, würden bei der Zusammensetzung der Operatoren wild durcheinandergewürfelt und seien völlig kontextentfremdet, doch jegliche Versuche, den Optimierungs- und Standardisierungswahn zu bremsen, seien bisher gescheitert; man renne damit zwar bei der Hälfte des Lehrpersonals und den Schüler:innen offene Türen ein, beim Bildungsministerium jedoch gegen eine Betonwand.
Wie sich die Lage in weiterer Folge entwickeln wird und ob jene dreiundvierzig Germanist:innen, welche das Bildungsministerium wegen Entstellung der Sinnhaftigkeit der deutschen Sprache verklagen wollen, vor Gericht Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten.